RUNDBRIEF
April 2024
Liebe Mitglieder und Förderer,
das Jahr 2023 stand ganz unter dem 60-jährigen Jubiläum des Ostliturgischen Lehrerchores. Es war schon ein enormer Kraftakt notwendig, um die einzelnen Veranstaltungen zu bewältigen, wie im Rundbrief Dezember 2023 berichtet.
Trotz vieler Schwierigkeiten war es ein erfolgreiches Jahr für den Förderkreis, besonders den Lehrerchor und das ukrainische Septett. Dass dieser Chor ausreisen durfte, war ja gekoppelt mit dem sozialen Einsatz für das Waisenhaus in Rivne. Inzwischen konnten wir die Konzerterlöse in Höhe von 5.000.- € überweisen. Der Direktor des staatlichen Waisenhauses bedankte sich ganz herzlich für die große Unterstützung, mit der bereits fehlende Gerätschaften und Spiele für die Kinder angeschafft wurden.
Auch der ukrainische Chor Snamenja, als Vermittler der Spende und der humanitären Hilfe, konnte von dieser Reise im Ansehen der Bevölkerung profitieren.
Für den Förderkreis steht heuer das 35-jährige Jubiläum seines Bestehens an. Das Fest werden wir allerdings im kleineren Rahmen in Ottobeuren im Oktober oder Anfang November begehen. Ob wieder ein Chor kommen kann, ist wegen des Krieges sehr unsicher, ebenso die Entsendung von Schwestern aus dem Kloster Gorodok. Eine Einladung des Förderkreises zu diesem Jubiläum wird auch an Pater Michael Romaniv gehen.
Traurige Nachricht aus Gorodok
Im März erhielt der Förderkreis aus Gorodok folgende traurige Nachricht:
„Hallo Jürgen, eine schlechte Nachricht: Unsere Äbtissin ist schwer erkrankt, sie ist in Behandlung in Kiew. Äbtissin Michaela leidet an schwerer Diabetes und an einer Lungenentzündung. Zwei Wochen lag sie an Maschinen angeschlossen auf der Intensivstation. Die Funktion der Lunge ist stark eingeschränkt: Ein Lungenflügel zu 100 %, der andere zu 45 %.
Wir haben alle Angst, weil wir beinahe unsere Äbtissin verloren hätten. Jetzt ist der Zustand stabil, aber ernst. Gottseidank kann sie jetzt wieder mehrere Stunden selbständig atmen. Die Ärzte entschieden sich aber für eine weitere Behandlung, weil der Blutzuckerspiegel nicht sinkt. Wir bitten alle um das Gebet für die Gesundheit unserer Mutter Äbtissin. Herzliche Grüße an alle!
Ihre Schwester Merkuria"
Kurze Zeit später erhielten wir eine erfreulichere Nachricht:
„Äbtissin Michaela befindet sich auf dem Weg der Besserung. Sie ist von der Intensivstation in ein Krankenzimmer verlegt worden. Unterdessen ist sie seit einigen Tagen wieder im Kloster –
Situation der Schwestern in Gorodok
Der Förderkreis schließt sich gerne der Bitte um das Gebet für Genesung an. Äbtissin Michaela hat ja ein Problem mit Diabetes, seit wir sie kennen. Die Sorge und Angst um die Gesundheit ihrer Klosterleiterin, die sie wie eine Mutter lieben, hat alle Schwestern betroffen gemacht.
Die Situation im Kloster ist seit Beginn des Krieges fast unverändert. Der Tagesablauf der über 100 Schwestern im Mutterkloster und in den vier Filialklöstern ist nach wie vor geprägt vom klösterlichen Gebetsleben, von der Arbeit in den verschiedensten Berufen und in der Landwirtschaft, wie von der Seelsorge für die Bevölkerung und für Kinder, von Sorgen für die Flüchtlinge, dem Entsetzen über den unsinnigen Krieg und von der Angst vor staatlicher Zensur, da das Kloster seit Kriegsbeginn zum jetzt verfeindeten Moskauer Patriarchat gehört. Wir kennen Äbtissin Michaela als eine ökumenisch sehr aufgeschlossene, liebenswerte Persönlichkeit, mit der wir eine beispielhafte ökumenische Gemeinsamkeit in Schwaben und auch in der Ukraine pflegen durften, selbst im von beiden Großkirchen immer noch (!) ängstlich gehüteten liturgischen Bereich! Dabei gilt die orthodoxe Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil offiziell als Schwesternkirche. Großartig die vielen von ihr ökumenisch geprägten Schwestern, die auch in der Ukraine als „liebenswerte und fröhliche Schwesternschaft" bezeichnet wird. In diesem Tun gemeinsamer Selbstverständlichkeit sind wir sicherlich auch ein gutes Beispiel für eine kirchliche Einheit und auch dankbar dafür. Wir wissen, dass Äbtissin Michaela und die Schwestern sehr unter der kirchlichen Spaltung leiden. Nehmen wir deshalb ihre großen Sorgen und Ängste mit in unser Gebet.
Unterstützung für das Kloster
Auch heuer wieder möchte der Förderkreis zur Unterstützung der Schwestern im Kloster Hl. Nikolaus Geld für Medikamente, Krankenhausaufenthalte und für notwendige gesundheitliche Maßnahmen überweisen. Die letzten 10.000.- € wurden in der Winterzeit für angefallene Gas- und Wasserrechnungen verwendet. Dafür bedankte sich Äbtissin Michaela ganz herzlich beim Förderkreis. Die Unterstützung durch die Bevölkerung ist ja aufgrund der religiösen Zwistigkeiten merklich gesunken. Zusätzlich zu den großen Sorgen betreut das Kloster auch Flüchtlinge aus anderen Teilen der Ukraine, darunter sehr viele Kinder.
Konkrete Hilfe für Fastiv
Die Situation in Fastiv ist zum Glück erstaunlich stabil. Die Arbeit unserer Allgäu-Etage mit dem Therapiezentrum für Straßen- und behinderte Kinder wurde seit Kriegsbeginn erweitert mit der Aufnahme und Betreuung von Kriegskindern. Was hier von Pater Michael und seinem Team geleistet wird, ist unglaublich. 60 Gemeindemitglieder sind integriert in die humanitäre Hilfe für die Binnenflüchtlinge. Von Fastiv werden Transporte für Flüchtlinge nach Polen organisiert, ebenso die Versorgung mit Lebensmittel- und Medikamenten im Umland von Fastiv, aber auch bis weit in die Ostukraine. Es werden auch lebensnotwendige Sachgüter, Dachbleche, kleine Öfen, Winterkleidung, weitere Bekleidung, Hygieneartikel, an die Bevölkerung verteilt. Viele dieser Spenden liefern zumeist polnische Unterstützer. Zusätzlich lässt Pater Michael Feldküchen, Wärme- und Begegnungszelte aufstellen, was die große Not ein wenig erleichtert und besonders der älteren Generation und Familien mit Kindern hilft. Das Zentrum St. Martin de Porres ist für die Stadt Fastiv und das Umfeld zu einem strahlenden Zentrum der humanitären Hilfe geworden.
Solidargemeinschaft Kempten - Fastiv
Aufgrund unserer sozialen Aufbauarbeit mit der Allgäu-Etage hat die Stadt Kempten mit der Stadt Fastiv eine Solidargemeinschaft gebildet. Beide Oberbürgermeister haben sich bereits im Allgäu getroffen und ausgetauscht. Kempten wird nach einem Beschluss des Stadtrats zwei Transporter mit humanitärer Hilfenach Fastiv überführen. Ebenfalls im März hat im Rathaus Kempten eine Videokonferenz stattgefunden, bei der Pater Michael um Mitwirkung und Sondierung für die weitere Entwicklung gebeten wurde. Schirmherr Dr. Josef Höß und der Förderkreis sind in diese erfreuliche Entwicklung mit eingebunden. In einer Stadtratssitzung wurden die Stadträte im Februar über die Aufbauarbeit des Förderkreises vom Vorsitzenden umfassend informiert.
Einladung zur Jahrestagung
Die Jahrestagung 2023 werden wir am Freitag, 19. April um 15:00 Uhr im Pfarrzentrum in Altusried (neben der Kirche) nachholen. Tagungspunkte sind die Berichte aus dem Jahr 2023 und die Ausrichtung unseres 35-jahrigen Jubiläums 2024. Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen! Weitere Informationen im nächsten Rundbrief.
Tagungspunkte Jahrestagung 2023:
1. Begrüßung und Gedenken verstorbener Mitglieder
2. Protokoll 2022
3. Bericht des 1. Vorsitzenden:
Jubiläum des Lehrerchores - Gorodok - Fastiv
4. Kassenbericht und Entlastung des Schatzmeisters
5. Entlastung der Vorstandschaft
6. Planung 2024: 35.Jubilaum
7. Verschiedenes, Wünsche, Anträge
Wir wünschen allen Mitgliedern und Förderern
FROHE OSTERN.
Wir danken
für die Unterstützung und Spenden
für das Kloster in Gorodok
und unser Patenprojekt für Straßen-
und behinderte Kinder in Fastiv.
Äbtissin Michaela, Kloster Hl. Nikolaus
Pater Mykhailo Romaniv, Fastiv
Für die Vorstandschaft
des Förderkreises
H.-J. Thiemer
Christus ist von den Toten auferstanden.
Er hat seinen Tod den Tod besiegt
und denen, die entschlafen,
das ewige Leben gebracht.
Kempten überlässt Fastiv in der Ukraine zwei Transporter
Fahrzeuge sollten ausgemustert werden.
Die Menschen in der ukrainischen Stadt brauchen sie dringend.
Vereine haben schon vor Jahren Kontakte geknüpft.
Dort gibt es auch eine „Allgäu-Etage“.
Von Jochen Sentner
Kempten Zwei Kleintransporter aus dem Bestand des Bauhofs machen sich Mitte März auf die Reise in die Ukraine. Kräfte des Technischen Hilfswerks werden die Stadt Fastiv ansteuern, mit der Kempten eine Solidaritätspartnerschaft unterhält. Alt-Oberbürgermeister Dr. Josef Höß warb im Stadtrat dafür, die Verbindung auszubauen. Partnerschaften wie zu Quiberon, Sligo, Sopron und Trient seien ein „wesentliches Mittel der Politik, tragfähige Elemente zwischen den Völkern zu schaffen.“
Ãœber 1000 Menschen aus der Ukraine leben mittlerweile in Kempten. Engere Kontakte aus dem Allgäu in das vom Krieg gebeutelte Land existieren zur Stadt Fastiv, knapp 70 Kilometer süd-westlich von Kiew. Zu Fastiv gibt es eine jahrzehntelange Verbindung über den: „Ostliturgischen Lehrerchor“ und dem daraus hervorgegangenen „Förderkreis der Begegnung mit Christen des Ostens“.
Der Förderkreis engagiert sich ökumenisch und karitativ in der Ukraine. Das Thema „Straßenkinder“ nahm einen immer breiteren Raum ein. So kam es 2010 zu einer „Stiftung für Straßenkinder“ und der Errichtung des Therapiezentrums St. Martin de Porres in Fastiv. Für die dort geschaffene „Allgäu-Etage“ fungiert Höß als Schirmherr.
Er dankte Förderkreis-Vorsitzendem Jürgen Thiemer und seinem Team für den großen Einsatz. Im Haus St. Martin befindet sich ein Therapiezentrum für geschädigte Kinder mit Unterrichts-, Schul-, Werk-, Schlaf-, Erholungs- und Therapieräumen, ein Arzt- und Schwesternzimmer sowie ein Kindergarten.
In Zusammenarbeit mit (dem deutschen ‚Entwicklungshilfe-Ministerium errichtete der Förderkreis eine Rehabilitations-Station mit speziellen Geräten für 60 behinderte Kinder.
Fastivs Bürgermeister Mykhailo Netiazhuk war vergangenen Sommer Gast in Kempten. Dabei schilderte er die Folgen des Kriegs in seiner 46.000-Einwohner-Stadt. Wiederaufbau der wichtigsten Infrastruktur sei aktuell die größte Aufgabe, berichtete Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Wasserversorgung, Kitas, Schulen, Krankenhaus und Straßen seien durch Bombenangriffe beschädigt. Es fehle aber an Material, Geräten, Fahrzeugen.
So fiel in der Verwaltung der Blick auf die beiden Fiat Ducato des Bauhofs. Sie sollten demnächst durch neue Transporter ersetzt werden, sind aber noch funktionstüchtig.
Beide Autos haben etwa einen Restwert von je 2500 Euro, hieß es im Stadtrat. Aus Fastiv wurde Interesse an den Fahrzeugen bekundet. Einhellig stimmten Stadträtinnen und -räte dafür, die Fahrzeuge den Ukrainern zu überlassen. Transport- und Nebenkosten für Zoll und Papiere ließen sich aus Spendenmitteln finanzieren. Beladen werden die Autos hier mit weiteren Hilfsgütern.
AZ 05.03.24
Förderkreis der Begegnung
mit Christen des Ostens e. V.